Winteraussaaten
Meine Gartensaison fängt jedes Jahr früher an, als bei den meisten anderen Gärtnern. Das liegt nicht etwa daran, dass ich in einem besonderen Klima wohne oder ein super beheiztes Gewächshaus besitze, sondern einfach an der Tatsache, dass ich die Kunst der Aussaat im Winter für mich entdeckt habe.
Sobald wir richtige Wintertemperaturen haben, hole ich ein paar Aussaatpaletten und ein paar Gemüsesamen in meine Küche und fange an wie wild Gemüse auszusäen. Egal, ob wir nun Januar oder Februar haben. Wer mir regelmäßig auf Instagram folgt, hat sicher schon ein bisschen darüber gelesen, doch wie funktioniert das eigentlich genau mit den Winteraussaaten?
Unter Winteraussaaten sind Aussaaten von Pflanzen gemeint, deren Samen Kälte vertragen und die während der kalten Zeit des Winters ausgesät werden und nicht erst im Frühjahr, wenn es wärmer wird. Die Samen liegen in der kalten Erde und warten darauf zu keimen. Den richtigen Zeitpunkt dafür können sie viel besser entscheiden als wir. Es schadet den Samen auch nicht, wenn sie ein paar mal richtig durchfrieren, bevor sie anfangen zu keimen.
Wenn das Wetter wieder wärmer wird und das Licht zurück kommt, fangen sie an zu keimen und wachsen zu kräftigen, gut abgehärteten Jungpflanzen heran.
Auf diese Art und Weise bekomme ich nicht nur super abgehärtete Jungpflanzen, diese Pflänzchen werden auch hervorragend kompakt und vital. Auch ein paar frostige Nächte im späten Frühjahr können ihnen nichts anhaben.
Zur Auswahl stehen alle Kohl und Salatsorten, Mangold, Spinat, Möhren, Radieschen, Petersilie, Dill und viele Sommerblumen wie z. B. Sonnenblumen, Cosmeen, Malven und Zinnien, um nur einige zu nennen.
Für meine frühen Kohl, Salat und Mangoldaussaaten verwende ich am Liebsten Multitopfpaletten mit einer Topfgröße von ca. 2-3 cm. In diesen kleinen Töpfen wachsen die Jungpflanzen zu kräftigen Pflanzen mit einem gut entwickelten Wurzelballen heran, den ich beim späteren Umtopfen nicht stören muss. Außerdem entfällt das Pikieren. Wer keine Aussaatpaletten hat, kann auch die Plastikschalen von Möhren oder Champignons mit Erde und Saatgut befüllen. Hierbei muss beim Gießen nur darauf geachtet werden, dass die Aussaat nicht zu feucht wird, da es keine Abzugslöcher im Boden der Schale gibt. Natürlich kann man auch gut zwei Schalen ineinander stellen und in den Boden der oberen Schale ein paar Löcher stechen.
Sind die Aussaatgefäße so vorbereitet, werden sie noch mit einem durchsichtigen Deckel (oder einer weiteren Schale) abgedeckt so dass man ein wunderbares Kleinstgewächshaus bekommt.
Die so vorbereiteten Schalen oder Paletten werden an einen geschützten, aber schattigen Platz in den Garten oder auf den Balkon gestellt, bis sie anfangen zu keimen. Würden diese Gefäße in der Sonne stehen, heizten sie sich an einem sonnigen Tag zu sehr auf und die Samen würden zu früh keimen.
Meine Sommerblumen säe ich z. B. immer in diesen Schalen aus und stelle sie dann an die Hauswand unter den Kirschbaum. Erst wenn sie anfangen zu keimen, hole ich sie an einen helleren Platz, damit sie nicht lang und gakelig werden.
Nach der Keimung der Pflanzen und bei steigenden Temperaturen müssen die Deckel dann rechtzeitig entfernt werden, damit die Pflanzen Luft und Licht bekommen und sich an die Umgebungstemperatur, die ja kühler ist als unter dem schützenden Deckel, gewöhnen.
Ich säe immer ein paar mehr Samen aus, als ich Pflanzen haben möchte. Erstens keimen nicht alle Samen und zweitens wird nach dem Auspflanzen gerne schon mal die ein oder andere Pflanze von einer Schnecke oder einem Vogel dahingerafft. Daher finde ich es immer sinnvoll ein paar Pflanzen mehr zu haben, als ich benötige. Trotzdem ist es besonders bei Salat sinnvoll nicht zu viele Pflanzen gleichzeitig zu säen, da sie in der Regel auch nahezu gleichzeitig erntebereit sind. Wer braucht schon 25 Salate auf einmal? Dann säe ich lieber später im Frühjahrs alle 3-4 Wochen ein paar neue Samen aus, die dann zeitverzögert wachsen und auch nacheinander erntebereit sind.
Wer sich glücklich schätzt und ein Gewächshaus zur Verfügung hat, stellt die vorbereiteten Aussaatschalen einfach ins Gewächshaus. Hier werden sie sogar noch 2-3 Wochen eher keimen, da ein geschützteres Kleinklima herrscht und sich das Gewächshaus an sonnigen Tagen stärker erwärmt.
Stelle ich eine Schale mit Salatsamen ins Gewächshaus und eine ins Freiland oder auf den Balkon, habe ich wunderbar zeitversetzte Pflänzchen.