Gärtnern auf kleinem Raum
Als ich angefangen habe Gemüse anzubauen, erschien mir mein Garten noch riesig. Das hat sich aber mit der Zeit relativ schnell geändert, da immer mehr Wiese neuen Beeten gewichen ist und plötzlich kaum noch Wiese vorhanden war, die ich in neue Beete umwandeln konnte. Ich kam also schnell zu dem Schluss, dass ich kreative Lösungen entwickeln muss, um meinen Garten zu erweitern, ohne die Zäune zu versetzen. Es gibt einige Möglichkeiten, die ich hier aufzählen möchte.
Beete mehrfach nutzen
Indem ich die Beete mit einer geschickten Anbauplanung zwei oder vielleicht sogar dreimal pro Saison nutze, erweitere ich meine Anbaufläche um das zwei oder sogar dreifache. Ein frühes Erbsenbeet ist spätestens Anfang Juli abgeerntet, so dass noch genügend Zeit bleibt, um Herbstkohl zu pflanzen oder Möhren zu säen.
Habe ich aus dem Vorjahr noch Feldsalat auf dem Beet stehen, kann ich im Mai Möhren säen, wenn der Feldsalat abgeerntet ist und Ende August/Anfang September, wenn die Möhren geerntet werden, kann ich neuen Salat für den Herbstanbau pflanzen. Auf diese Weise habe ich das Beet sogar dreimal genutzt.
Es gibt unzählige solcher Pflanzkombinationen mit denen man seinen vorhandenen Platz optimal nutzen kann.
Winteranbau
Wenn ich meinen Erntezeitraum ausdehne, bleiben die Beete den Winter über nicht ungenutzt und ich kann mehr leckeres Gemüse ernten. Zu diesem spannenden Thema biete ich einen Kurs bei der VHS an. Was gibt es Schöneres, als an einem kalten und nassen Januartag mit einer Schüssel voll frisch geerntetem Salat ins Haus zu kommen?
Nischen nutzen
In jedem Garten gibt es Nischen. Häufig sind es Beetränder oder Ecken, die sich nicht für ein Beet eignen und daher ungenutzt bleiben. Hier passen immer noch ein paar Erdbeerpflanzen hin oder Kräuter oder bei einer größeren Nische sogar ein Johannisbeerbusch oder ein paar Kohlköpfe. Ich hatte jahrelang meine gesamten Erdbeerpflanzen auf Wegen, unter Sträuchern und Büschen und entlang der Beete. Das Pflücken gestaltet sich etwas schwierig, aber die Ernte war immer sehr gut.
Anbau im Kübel oder Blumenkasten
Die meisten meiner Tomaten und Paprikapflanzen habe ich in großen Kübeln entlang der Hauswände stehen, da sie dort etwas Regenschutz bekommen und die Hauswände die Wärme des Tages speichern und sie nachts abgeben. So haben diese wärmeliebenden Gemüse es immer noch ein paar Grad wärmer. Diese Kübel kann man aber, bei guter Nährstoffversorgung auch noch für zusätzliche Gemüse nutzen. So habe ich z. B. ein paar Möhrensamen an die Ränder der Paprikakübel gesät. Auch ein paar Steckzwiebeln sind mit in einige Tomatenkübel gewandert. Die zusätzliche Ernte ist nicht enorm, aber für ein Mittagessen reicht es. Wichtig ist hierbei, den Kübel komplett zu gießen und nicht nur den Bereich um die Hauptkultur herum.
Zwei bis drei Stangenbohnen haben in einem anderen Kübel die Tomatenpflanze perfekt an die Stange gebunden. Hierbei muss man aber aufpassen, dass die Bohnen die Tomatenpflanze nicht komplett überwuchern und ihnen das Licht nehmen.
Salatpflanzen kann man wunderbar in Balkonkästen ziehen. Hierfür eignen sich am besten offene Köpfe, wie Schnitt- Batavia- oder Pflücksalate. Sobald die äußeren Blätter eine gewisse Größe erreicht haben, werden sie vorsichtig abgeerntet. Salate wachsen von innen heraus nach, so lange das Herz stehen bleibt. Bei dieser Art zu ernten kann man die Ernte auf einen recht langen Zeitraum ausdehnen und man erntet jeden Tag frisch die Blätter, die man braucht.
Vorgarten
Die meisten Häuser haben einen Vorgarten. Wer sagt eigentlich, dass dort z.B. nur Koniferen und Hortensien wachsen dürfen? Wir haben einen kleinen Mirabellenbaum und Birnbaum im Vorgarten und ein paar Maibeeren. Dazwischen wachsen verschiedenen Blumen und um den Birnbaum herum pflanze ich gerne Kidneybohnen, um ihn mit zusätzlichem Stickstoff zu versorgen. Eine wilde Himbeere und ein paar Walderdbeeren haben sich selber in den Vorgarten gepflanzt.
Fläche unter Bäumen nutzen
Bei großen Obstbäumen im Garten, kann man unter die Südseite mit etwas Abstand ein paar Beerensträucher oder Rhabarber pflanzen. So wird ein Waldrand nachempfunden. Besonders Beerensträucher bekommen im Frühjahr, wenn sie in Blüte stehen und die Beeren entwickeln genügend Licht, da der Baum noch nicht belaubt ist. Später im Jahr schafft die Sonne es immer noch, durch die lose Blätterdecke zu scheinen, so dass die Beeren genügend Süße entwickeln können. Auch Bärlauch kann hervorragend unter Obstbäumen oder Sträuchern wachsen. Der braucht nur im Frühjahr etwas Sonne, ab Sommer nach der Blüte zieht er seine Blätter ein. Nicht umsonst findet man den wilden Bärlauch im Wald.
Spindelbüsche statt großer Obstbäume
Wer keinen Platz für große Obstbäume in seinem Garten hat, aber trotzdem in den Genuss von eigenem Obst kommen möchte, kann auf Spindelbüsche zurückgreifen. Diese Bäumchen werden nur ca. 2,50m hoch und sind auch nicht so ausladend. Die Erntemenge ist natürlich nicht mit einem Hochstamm zu vergleichen, aber man kann meistens schon 1-2 Jahre nach der Pflanzung mit den ersten Früchten rechnen. Außerdem kann man verschiedenen Sorten pflanzen und so die Sortenvielfalt in seinem Garten erhöhen.
Statt einer Hecke an der Grundstücksgrenze kann man auch Spalierbäume oder Säulenobst pflanzen. Die werden in die Breite getrimmt bzw. das Säulenobst (meistens nur Äpfel) entwickelt nur zwei Triebe. Auch hier wird die Erntemenge überschaubar bleiben. Ich finde es trotzdem schön, viele verschiedenen Obstsorten ernten zu können. Jeder Apfel oder jede Pflaume oder Mirabelle schmeckt anders und mit geschickter Sortenplanung kann der Erntezeitraum ausgedehnt werden.
Obst in freier Natur ernten
Wer mit offenen Augen durch die Natur geht, wird viele wilde Apfelbäume, Kirschen, Maronen und Brombeeren entdecken. Wenn diese Bäume niemandem gehören, kann man auch hier fleißig ernten, sofern man genügend für die Wildtiere zurücklässt. Warum soll ich meinen kostbaren Platz im Garten mit wuchernden Brombeersträuchern verschwenden, wenn ich im Feld und am Waldrand kiloweise wilde Brombeeren pflücken kann?